
Liebe Patient*innen,
das neue Jahr hat begonnen, und mit den Neujahrsvorsätzen rückt oft auch der Wunsch
nach einem gesünderen Lebensstil in den Vordergrund. Viele Diäten versprechen
schnellen Erfolg – sei es bei der Gewichtsabnahme oder der Verbesserung der
Gesundheit. Doch nicht jede Diät hält, was sie verspricht, und manche bergen Risiken, die
auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind.
Heute möchte ich Ihnen einen kritischen Blick auf drei beliebte Diäten – Low Carb, Paleo
und Keto – bieten. Jede dieser Ernährungsformen hat ihre Vorteile, aber auch
Nebenwirkungen, die sowohl Ihre Gesundheit als auch die Umwelt betreffen können.

1. Low Carb – Kohlenhydrate einschränken, aber wie gesund ist das?
Bei der Low-Carb-Diät wird der Anteil an Kohlenhydraten stark reduziert, während Proteine
und Fette an Bedeutung gewinnen. Besonders nach den Feiertagen, die oft von süßen
Speisen geprägt sind, erscheint eine Kohlenhydrateinschränkung vielen attraktiv.
Vorteile von Low Carb:
• Gewichtsabnahme und Blutzuckerkontrolle: Die reduzierte Kohlenhydratzufuhr
kann den Insulinspiegel stabilisieren, was bei Menschen mit Typ-2-Diabetes oder
Insulinresistenz vorteilhaft sein kann.
• Mögliche Verbesserung der Blutfettwerte: Gesunde Fette, wie sie in Nüssen und
Avocados vorkommen, können die HDL-Cholesterinwerte (das „gute“ Cholesterin)
steigern.
Kritische Nebenwirkungen und Risiken:
• Weniger Ballaststoffe: Der Verzicht auf Vollkornprodukte kann die
Ballaststoffzufuhr verringern, was die Darmgesundheit beeinträchtigen kann.
• Ungesunde Fettquellen: Wer sich nicht auf pflanzliche Fette konzentriert, nimmt
möglicherweise zu viele gesättigte Fettsäuren auf, was das Risiko für Herz-
Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann.
• Langzeitumsetzung: Viele Menschen finden es schwierig, auf Dauer auf Brot,
Pasta und ähnliche Lebensmittel zu verzichten. Verzicht führt in den meisten Fällen
zu Heißhungerattacken.

2. Paleo – „Zurück zur Natur“ oder doch ungesund für die Umwelt?
Die Paleo-Diät setzt auf möglichst unverarbeitete Lebensmittel und verzichtet auf Zucker,
Konservierungsstoffe und Zusatzstoffe. Das klingt besonders nach den üppigen
Festmahlen des Dezembers verlockend, aber der hohe Fleisch- und Fischkonsum birgt
Herausforderungen für Gesundheit und Umwelt.
Vorteile der Paleo-Diät:
• Natürliche Lebensmittel: Der Verzicht auf stark verarbeitete Produkte kann den
Blutzuckerspiegel stabilisieren und Heißhunger reduzieren.
• Mehr Mikronährstoffe: Frische Lebensmittel liefern oft mehr Vitamine und
Mineralstoffe.
Kritische Nebenwirkungen und Risiken:
• Umweltbelastung: Ein hoher Fleischkonsum verursacht hohe
Treibhausgasemissionen und belastet landwirtschaftliche Ressourcen erheblich.
• Hoher Cholesterinspiegel: Eine fleisch- und fettreiche Diät kann die Blutfettwerte
negativ beeinflussen, insbesondere das LDL-Cholesterin. Studien zeigen, dass ein
erhöhter Konsum von gesättigten Fettsäuren in Verbindung mit einem höheren
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht.
• Eingeschränkte Lebensmittelgruppen: Der Verzicht auf Hülsenfrüchte und
Getreide kann zu Nährstoffmängeln führen, insbesondere an Ballaststoffen.

3. Ketogene Diät – Ist der Zustand der Ketose wirklich gesund?
Die ketogene Diät (Keto) reduziert Kohlenhydrate drastisch und erhöht den Fettanteil auf
bis zu 70-80 % der täglichen Kalorienzufuhr, wodurch der Körper in den Zustand
der Ketose gelangt. Dies kann für bestimmte Krankheitsbilder wie Epilepsie therapeutisch
sinnvoll sein, jedoch birgt die ketogene Diät auch zahlreiche Risiken, die oft übersehen
werden.
Vorteile der ketogenen Diät:
• Stabile Blutzuckerwerte: Durch die sehr niedrige Kohlenhydratzufuhr sinkt der
Blutzuckerspiegel, was bei Epilepsie und bestimmten neurologischen Erkrankungen
von Vorteil sein kann.
• Mögliche kognitive Effekte: Ketonkörper bieten dem Gehirn eine alternative
Energiequelle, was die Konzentration fördern kann.
Kritische Nebenwirkungen und Risiken:
• Belastung der Leber: Durch die erhöhte Fettzufuhr und den damit verbundenen
Abbau von Fett zu Ketonen wird die Leber stark beansprucht. Menschen mit
bestehenden Lebererkrankungen oder einer Fettleber sollten Keto-Diäten unbedingt
meiden, da dies die Leberfunktion weiter belasten kann.
• Fettstoffwechselstörungen: Die extrem fettreiche Ernährung kann den
Cholesterin- und Triglyceridspiegel negativ beeinflussen. Besonders gesättigte
Fette können die LDL-Werte erhöhen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen verstärken.
• „Keto-Grippe“: Die Umstellung in den ersten Wochen kann Müdigkeit,
Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen verursachen. Viele Menschen
kämpfen auch längerfristig mit einem Mangel an Energie und Leistungsfähigkeit.
• Langfristige Nährstoffmängel: Die ketogene Diät schränkt zahlreiche
Lebensmittelgruppen stark ein, was zu einem Mangel an essentiellen Vitaminen
und Mineralstoffen führen kann, insbesondere Ballaststoffe, Kalium und
Magnesium.
Fazit: Nachhaltig und ausgewogen ins neue Jahr starten
Diese Diäten können kurz- und mittelfristig positive Effekte haben, doch es ist wichtig, sich
auch der potenziellen Nebenwirkungen bewusst zu sein. Besonders Paleo und Keto
setzen auf einen hohen Konsum tierischer Produkte, was sowohl ökologische als auch
gesundheitliche Herausforderungen birgt. Aus einer umwelttechnischen Sichtweise ist der
hohe Fleischkonsum problematisch, da die Fleischproduktion hohe
Treibhausgasemissionen verursacht und intensive landwirtschaftliche Ressourcen
benötigt.
Ein weiterer Punkt sind die gesundheitlichen Langzeitfolgen: Ernährungsweisen, die
extrem fettreich sind, bergen das Risiko einer Überlastung der Leber und können bei
vielen Menschen die Blutfettwerte erhöhen. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche
Ernährung ist nach wie vor die sicherste Methode, um langfristig gesund und fit zu bleiben.
Falls Sie dennoch eine dieser Diäten ausprobieren möchten, empfehle ich, dies unter
professioneller Begleitung zu tun. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass Sie eine
individuell angepasste Ernährungsform wählen, die sowohl gesund als auch
umweltfreundlicher gestaltet ist.
Bleiben Sie gesund und bedenken Sie immer: Eine Ernährung, die Sie glücklich macht
und nachhaltig ist, wirkt am besten!
Ihre Elisa Schneider - Diätologin

Zu Low-Carb-Diäten
• Mansoor, N., Vinknes, K. J., Veierød, M. B., & Retterstøl, K. (2016). Effects of low-carbohydrate diets
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• Hu, T., Mills, K. T., Yao, L., Demanelis, K., Eloustaz, M., Yancy, W. S., Jr., ... & He, J. (2012). Effects
of low-carbohydrate diets versus low-fat diets on metabolic risk factors: A meta-analysis of
randomized controlled clinical trials. American Journal of Epidemiology, 176(7), S44–S54. https://
doi.org/10.1093/aje/kws264
Zu Paleo-Diäten
• Genoni, A., Lyons-Wall, P., Lo, J., & Devine, A. (2016). Cardiovascular, metabolic effects and dietary
composition of ad-libitum paleolithic vs. Australian guide to healthy eating diets: A 4-week
randomized trial. Nutrition, 32(9), 1011–1017. https://doi.org/10.1016/j.nut.2016.02.019
• Manheimer, E. W., van Zuuren, E. J., Fedorowicz, Z., & Pijl, H. (2015). Paleolithic nutrition for
metabolic syndrome: Systematic review and meta-analysis. The American Journal of Clinical
Nutrition, 102(4), 922–932. https://doi.org/10.3945/ajcn.115.113613
Zu Keto-Diäten
• Paoli, A., Rubini, A., Volek, J. S., & Grimaldi, K. A. (2013). Beyond weight loss: A review of the
therapeutic uses of very-low-carbohydrate (ketogenic) diets. European Journal of Clinical Nutrition,
67(8), 789–796. https://doi.org/10.1038/ejcn.2013.116
• Bueno, N. B., de Melo, I. S. V., de Oliveira, S. L., & da Rocha Ataide, T. (2013). Very-lowcarbohydrate
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Zu den Umweltauswirkungen von Diäten
• Clark, M. A., Springmann, M., Hill, J., & Tilman, D. (2019). Multiple health and environmental impacts
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10.1073/pnas.1906908116
• Tilman, D., & Clark, M. (2014). Global diets link environmental sustainability and human health.
Nature, 515(7528), 518–522. https://doi.org/10.1038/nature13959
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